Verfasst von: Lama Christian | 26. Mai 2013

Das Erblühen von Glück und Wohlstand

Nagaraja_tsakWie im vorherigen Beitrag über die Nagas beschrieben, werden weltliches Glück und Wohlstand von den Nagas gefördert oder behindert. Daher sind Gabendarbringungen an sie von großer Bedeutung, wenn man die Sicht einer spirituellen Ökologie entwickeln will.
Gerade die tantrische Tradition der Ngakpas bietet einen reichhaltigen Fundus dieser Praktiken, da es doch schon immer die Aufgabe der Ngakpas war, neben der spirituellen Begleitung, durch Rituale auch für Glück und Wohlstand in der Gemeinschaft zu sorgen.

Zeiten der Opferung

In der tantrischen Tradition der Himalaya-Region sind den verschiedenen Monaten bestimmte Naga-Aktivitäten zugeordnet. Dabei unterscheidet man zwischen günstigen Tagen (teb) und ungünstigen Tagen (dok).
Der erste Monat ist die Zeit des Naga-Dharma. Dabei lauschen sie dem Dharma und man sollte sie nicht stören. Daher sind nur der 2. und der 25. Tag günstig für Opferungen. An allen anderen Tagen sollte man den Nagas KEINE Opfergaben darbringen!
Der zweite Monat bringt man ihnen Opfergaben dar, wodurch sie zu Helfern werden. Dabei sind besonders der 7., der 9. bis 13., der 15., der 18., 20. und 21., der 23. und 25. Tag günstig. Ungünstige Tage sind der 2., 26., 27. und 28. Tag. Bringt man an diesen Tagen etwas dar, dann riechen die Gaben für sie verfault und sie meiden einen.
Der dritte Monat ist die Zusammenkunft der Nagas. Durch Opferdarbringungen, die zu Nektar werden, erlangt man die gewünschten Verwirklichungen. Außerdem wirkt sich diese Opferung auch günstig auf die Umgebung aus. Günstige Tage sind der 5., 9., 10., 14., 19. bis 23., 25., 28. und 30. Tag. Äußerst ungünstig ist die Opferung am 15. Tag, da die Nagas hier die Opfergaben als Müll wahrnehmen.
Im vierten Monat bewirkt man durch die Opfergaben Frieden und Harmonie. Die besten Tage für Opferungen sind daher der 5., 9., 20., 23., der Dakini-Tag am 25. und der 30. Tag zu Neumond. Besonders ungünstige Zeiten sind der 13. und der 15. Tag. An diesen beiden Tagen verwandeln sich die Opfergaben für die Nagas zu Gift.
Der fünfte Monat ist gewöhnlich in der Regenzeit bzw. im Sommer und die Nagas sind dabei am Werk. Auch hier werden durch Opferungen die Verwirklichungen erlangt. Opfert man den Nagas in dieser Zeit an einem Dok-Tag, dann verwandeln sich die Gaben in Gift, Eiter und Blut und die Nagas werden flüchten. Daher soll man am 1., 2., 5. bis 7., am 10., 12. und am 16. keine Gaben darbringen. Besonders günstige Tage sind hingegen der 9., 15., 17. bis 21., der 23., 25. und 27. Tag.
Der sechste Monat ist die Zeit des Einsammelns von Früchten. Hier erlangt man durch eben auch die Verwirklichung von Wünschen, Kinderwünsche werden erfüllt und man wird reich. Am 4., 8., 15., 17., 18., 25., 29. und 30. Tag sind Opfergaben vorteilhaft. Jedoch sollten Opferungen besonders am 13. und 16. Tag vermieden werden.
Opfert man im siebten Monat den Nagas Nahrungsmittel, dann wird man nicht mehr an einem Ort mit Hungersnöten wiedergeboren. Außer dem 8. und 9. Tag sind Opferungen vorteilhaft. Besonders günstige Tage aber sind der 1., 11., 16., 19. bis 23. und der 29. Tag.
Im achten Monat machen sich die Nagas schick, daher kann man hier durch Opfergaben den eigenen Wohlstand besonders gut verbessern. Deshalb sind die Tage 2 bis 8 sowie 11 bis 17, der 20. Tag und die Tage 22, 23, 27 bis 30 günstig. Am 10. Tag sowie am 18., 19., 21., 24. und 26. Tag bleiben Opfergaben ohne Resultat.
Während des neunten Mondmonats sammeln die Nagas die Essenz der Bäume ein. Der Saft der Bäume wird von den Nagas in Besitz genommen und zu dieser Zeit sind sie besonders mit den Bäumen verbunden. Daher sollte man auch beim Schneiden von Bäumen und Sträuchern achtsam sein. Den Wohlstand fördert man durch Opfergaben am 2., 4., 5., 7., 9., 12., 15., 17., 21. bis 23., 27., 29. und 30. Tag. Am 6., 10., 13., 16., 20., 24. bis 26. Tag werden die Opfergaben allerdings von den Nagas als Feuer wahrgenommen und in einigen Texten wird sogar angemerkt, dass dies dann ansteckende Krankheiten verursacht.
Gemäß dem Kalachakra-Tantra und den Vedas ruhen die Nagas in dieser Zeit und daher ist eine Opferdarbringung von geringem Nutzen. Allerdings besagen Quellen der chinesischen Astrologie, dass man am 20. und 21. Tag opfern kann, jedoch nicht am 15. Tag.
Der elfte Monat ist eine Zeit der Vorbereitung für den Winter. Wenn man an den günstigen Tagen Opfergaben darbringt, dann wird man Glück und Friede erlangen. Daher sind Opfergaben am 1., 9., 11., 12., 14., 21., 29. und 30. Tag vorteilhaft. Vermeiden sollte man Opferungen am 5., 8., 10., besonders am 15. Tag und auch am 19. Tag.
Im zwölften Monat fungieren die Nagas als Wächter und sind die Hüter der Schätze. Opferungen an günstigen Tagen bringt ihre Kraft unter Kontrolle und man wird alle Wünsche erfüllt bekommen. Daher sollte man am 2., 3., 7., 10., 12., 16. und 19. Tag opfern. Ungünstige Tage sind besonders der 8., 18., 20. bis 22. Tag und der 28. Tag.

Abschließende Bemerkungen

Weiters soll man beachten, dass die Nagas zum Tierreich gehören. Man kann ihnen also Opfergaben darbringen – und das ist im Sinne einer spirituellen ökologischen Sichtweise durchaus bedeutsam – aber man kann nicht Zuflucht zu ihnen nehmen, da sie genauso wie wir gewöhnliche fühlende Wesen sind. Wenn man den Nagas (und auch den Wesen des Ortes; Lokapalas) mit liebender Güte und Mitgefühl begegnet und regelmäßig Opfergaben darbringt, dann verwandelt man den Ort in einen Platz, an dem Glück und Reichtum blühen. Der jahreszeitgemäße Regen ist frei von Krankheit und ein Schauer des Glücks.
Man beachte, dass sich die oben angeführten Tage am Mondkalender orientieren und der Sonnenkalender dafür KEINE Bedeutung hat. Daher sollte man sich an passender Stelle einen Kalender besorgen bzw. findet hier eine gute Quelle.
Interessierte finden im Zyklus der Thröma Nagmo sowie im Zyklus der Khandro Thugthig entsprechende Praxisanweisungen und Anwendungen.


Antworten

  1. […] nächsten Beitrag erfährt Ihr dann etwas über die Tebs und Doks – die günstigen und ungünstigen Tage für […]

  2. Das wichtigste im Leben des Menschen ist das, was für die Raupe die Verpuppung und Verwandlung im Kokon ist: Der Prozeß der wahren Menschwerdung, der parallel zur körperlichen Reife,die von selbst geschieht, GETAN werden muß. Leider ist die „zivilisierte Gesellschaft“ vom Wissen darüber entfremdet – durch die „Krankheit der Gesellschaft“, die „Schwäche“ (Verführbarkeit), die „(Erb-)Sünde“, das „Böse“ (früher: das „Übel“), usw.

    In der Bibel heißt es dazu:

    „Trachte zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit …“.

  3. entschuldigung, was bedeutet „Dok-Tag“? leider, kann ick keine eubersetzung finden

    • „dok“ ist ein tibetischer Begriff und steht für „zerstören“… an diesen Tagen sind Opfergaben an die Nagas ungünstig.

  4. Liebe Enrico, vielen dank fuer diese information, sie ist so nuetzlich! was kannst du ueber Rivo Sang Cho praxis sagen? dort im text steht, das man sie jedes tag praktizieren kann. Vielleicht ist sie nicht nur fuer nagas, aber fuer alle Wesen, deshalb man sie jeder tag machen kann …was glauben sie?

    • liebe jewgenija,
      „riwo sangchö“ bedeutet übersetzt „ein berg voll rauchender opfergaben“ und gewöhnlich stellt man sich dabei vor, dass bei dieser praxis ein haufen räucherwerk dargebracht wird. aber es bedeutet auch, dass diese praxis auf einem berg gemacht wird. wichtig ist jedenfalls das neben der drei weißen und drei süßen substanzen auch bergwacholder dabei ist. wenn man diese praxis im freien macht, dann sollte man zusätzlich äste mit grünen blättern nehmen. die machen besonders viel rauch.
      riwo sangchö ist eine sehr wirkungsvolle praxis zum bereinigen von hindernissen. nach der zuflucht und dem entwickeln des erleuchtungsgeistes folgt die kurze anrufung und praxis auf guru rinpoche. allein schon die ausrichtung auf den guru befriedet alle störenden gedanken und gefühle und vertreibt die hindernisse.
      dann folgt die reinigung, verwandlung und segnung der opfersubstanzen anschließend werden die opfersubstanzen mit dem mantra und der mudra des himmlischen schatzhauses ins unermessliche vermehrt. alle gäste werden eingeladen und ihnen wird rauch in als opfergabe dargebracht. generell wird das riwo sangchö in drei zyklen praktiziert, wobei jedesmal mehr mantras rezitiert werden (200-300-500). wie du aus dem text entnehmen kannst, werden am ende der praxis die hindernisse beim aussprechen der silbe „dog“ zwischen den händen, die als sonne und mond visualisiert werden, zermalmt. am ende der praxis wird dann das feuer mit milch abgelöscht und man spricht glückwünsche.
      das riwo sangchö ist ein bestandteil vieler weiterer rauchopfer, aber sicher das bekannteste. es gibt auch rauchopfer (sangchö) zur reinigung der umgebung (nöl sang), zum beseitigen von befleckungen (drib sang), rauchopfer an die kriegergötter, rauchopfer zum vermehren von wohlstand und ruhm und viele mehr.
      gewöhnlich wird ein sangchö vor mittag ausgeführt, während ein surchö – rauchopfer an die geruchsesser (im bardo) – abends ausgeführt wird. aber es ist kein problem, wenn man ein sangchö am nachmittag ausführt.

  5. ist zB mit „der erste monat“ hier jänner gemeint?
    wieso gibt es günstige und ungünstige fixe tage dafür und wovon hängt das ab?
    soll das heißen: würde ich opfergaben darbringen und es geschieht unwissentlich an einem ungünstigen tag, könnte sich das negativ auswirken?

    • das ganze richtet sich nach dem kalachakra-kalender – eben nach dem tibetischen mondkalender und das ist eine kalenderzusammenschau aus der indischen und chinesischen tradition. daher ist es notwendig, in einem tibetischen kalender nachzusehen. es gibt im internet übrigens sehr gute. die seite von edward henning ist sicher die beste adresse (http://www.kalacakra.org/calendar/tiblist.htm). eine gute quellenlektüre ist das buch von philippe cornu (handbuch der tibetischen astrologie).
      bei diesen tagesangaben geht’s nicht um eine allgeimen opferdarbringung, sondern an die darbringung von gaben an die nagas! es lohnt sich einfach, wenn man einen blick in den kalender wirft.

      • ok.
        das mit den opfergaben war eh so gemeint: wenn ich opfergaben an die nagas an einem „ungünstigen tag“ darbringe hat es negative auswirkungen (auf mich)?

      • ja, schon…

      • urks 😦
        es fällt mir momentan schwer mich mit diesem gedanken anzufreunden…
        danke dennoch für die infos!


Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Kategorien